Ich könnte unzählige Beispiele aufführen, die eindeutig falsches Verhalten des Menschen wiederspiegeln. Das würde aber hier den Rahmen sprengen, deshalb hier nur vier Beispiele, welche leicht nachzuvollziehen sind.
1. Beispiel
Sie reiten durch den Wald und Sie merken, dass ihr Pferd aufmerksam wird und auf eine am Wegrand liegende Blechdose schaut und schnaubt. Das Pferd denkt: „Oh, eine Dose“ und möchte vielleicht etwas versetzt oder schneller an ihr vorbei gehen. Der Mensch denkt: „ Oh oh eine Dose, hoffentlich geht er nicht durch.“ Er macht was die Masse der Reiter macht – Zügel verkürzen, nur zur Sicherheit versteht sich und verkrampft in der Muskulatur sowie im mentalen Bereich.
Die Schraube der Eskalation beginnt sich zu drehen. Was kommt durch diese Reaktion beim Pferd an? „Auweia! Mein Leittier (denn wir erheben den Anspruch im Sattel, wenn wir Richtung und Tempo vorgeben) verkrampft sich. Der hat Angst. Dann kann das nur eine gefährliche Blechdose sein.“ Die wilde Jagt beginnt. Das Pferd versucht dieser Situation zu entkommen, der Reiter will das verhindern und versucht es festzuhalten. Zur Panik bei den beiden kommt nun auch der Schmerz durch Trense / Gebiss und das Klammern der Beine. Das Chaos ist perfekt.
2. Beispiel
Nach einem Ritt kann man häufig das ’Schubbeln’ von Pferden an ihren Reitern erkennen. Diese sind der festen Überzeugung, es sei ein Liebesbeweis, doch sehr weit gefehlt. Selbst in der Herde würde nicht einmal das Omega – Pferd dafür herhalten, sondern da ist ein Baum oder ein Zaunpfahl die Wahl wenn's juckt. Das zeigt, an welcher Stelle in der Rangordnung ihr Pferd sie sieht. Da sie aber im Umgang wieder einen Leittieranspruch erheben, entsteht für das Pferd ein Konflikt. Und wieder, abhängig vom Wesen und Charakter beginnt sich die Schraube der Eskalation zu drehen. Dies beobachtet man im täglichen Umgang immer wieder.
3. Beispiel
Vorrausetzung das Pferd ist gesund und der Sattel passt.
Das Pferd ist fertig gesattelt und der Reiter möchte aufsteigen. Das Pferd versucht tänzelnd das Aufsteigen zu verhindern. Würde der Reiter jetzt aufhören, weil er sich vom Pferd hat einschüchtern lassen, auf den Ritt verzichten und das Pferd zurück zur Herde bringen, hätte er dem Pferd Bequemlichkeit und Ruhe im falschen Moment gegeben. Das Pferd denkt: „Das war einfach“, und das nächste Mal wird das Tänzeln schon zu einem Tanz. Nicht weil das Pferd böse ist, sonder weil es gelernt hat, wie es Bequemlichkeit bekommen kann.
4. Beispiel (massives Problem)
Nicht jedes Pferd wird mit Liebe umsorgt und fair behandelt. Wenn meist ein Alpha – Tier sich einem unbeherrschten oder brutalen Menschen widersetzt, reagieren solche meist mit Prügelstrafen mit allem was ihnen in die Hände kommt (Gerten, Seilen, Schüppen und auch Mistgabeln). Wenn es dem Pferd gelingt während einer solchen Behandlung, durch einen gezielten Tritt oder Biss meist aus Angst, Panik und fehlender Fluchtmöglichkeit, sich diesen Aggressor vom Leib zu halten, haben wir einen für den Menschen lebensgefährlichen Lernerfolg. Auch dieses Pferd ist nicht böse. Es hat nur gelernt durch Attacken seinerseits, sich einen Menschen vom Leib zu halten um in Ruhe gelassen zu werden und keine weiteren Schmerzen erleiden zu müssen.